Am 28. und 29. November haben wir die ersten Experimente im Labor des Department Petroleum Engineering der Montanuniversität Leoben durchgeführt. Angeleitet von Künstlerin und Chemikerin Denise Schellmann begannen wir mit einfachen, grundsätzlichen Versuchen zur chemischen Analytik von Rohöl. Wir wollten in diesem ersten Versuch nicht nur Rohöl, sondern vor allem das Labor und das Team kennenlernen. Bereits diese Anfänge führten uns zu spannenden Diskussionen über Wissensansätze und Erkenntnis, sowie Analogien der Substanz zu menschlichen Beziehungen.

Wir begannen unsere Versuche mit einer Untersuchung der Löslichkeit von Rohöls nach aufsteigender Polarität der Lösungsmittel – vom unpolarsten unserer Reihe, Pentan, zum polarsten, Wasser. Anschließend verwendeten wir Dünnschichtchromatographie zur Auftrennung der Stoffgemische in ihre jeweiligen Fraktionen unterschiedlicher Polarität. Das entstehende Bild ist eine visuelle Repräsentation von Rohöl und seinen Bestandteilen.

,Wasser mag Öl‘, ,Sie sind eine Familie‘, ,Nein, eine anonyme Menschenmasse‘ – in unseren Versuchen, die visuellen Ergebnisse zu deuten, wird wissenschaftliche durch Alltagssprache erweitert. Auch Begriffe wie Mobilität, Vielfältigkeit, Unberechenbarkeit und Komplexität evozieren die materielle Welt in ihren soziokulturellen Bedeutungen und Beziehungen, und verdeutlichen die kulturelle Einbettung von Öl.

Zuletzt führten wir eine mikroskopische Analyse durch, in der wir auch das Verhalten von Öl, wenn es auf Wasser getropft wird, untersuchten. Im Labor zu komplexen Analysen von Gesteinen, Fluidität und Öl dienende Geräte wie Computertomografie für Kernflutungstests und Tropfenvolumen-Tensiometrie eröffnen auch spannende ästhetische Möglichkeiten.

Das Auflösen des Öltropfens im Wasser ist beeindruckend schön. Auch wissenschaftliche Tests zielen auf das Formen des Tropfens ab. Damit die Substanz Rohöl leicht aus dem Stein fliesst, soll der Öltropfen eine flexible, aber starke Form haben. Öl ist so Substanz eines mikroskulpturalen Prozesses.