Workshop IV, Simone Gingrich, 4. Juni 2020
Simone Gingrich forscht und unterrichtet am Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien.
Ihre Arbeit konzentriert sich auf interdisziplinäre Nachhaltigkeit (Nachhaltigkeitswissenschaft). Sie interessiert sich für Ressourcen und Landnutzung, also dafür wie fossile Energie genutzt wird, wie diese Nutzung sich auf das Land auswirkt und wie sich diese Nutzung sich im Laufe von Industrialisierungsprozessen verändert. Simone Gingrich befasst sich mit der jährlich gewonnenen Biomasse, die in Kohlenstoff gemessen wird. Auch der Verbrauch fossiler Energie kann in Kohlenstoffen gemessen werden. Biomasse benötigt mehr Arbeitskraft zur Erzeugung von Energie als fossile Brennstoffe.
Sie spricht über zwei Arten, die Wirtschaft zu verstehen; aus einer neoklassischen Perspektive, in der Märkte studiert werden, und aus einer ökologischen Sichtweise. Erdöl ist zu billig und die damit einhergehende hohe Umweltbelastung ist in seinem Preis nicht berücksichtigt. Große wirtschaftliche Interessen liegen der derzeitigen weltweiten Ressourcennutzung auch zugrunde.
Erdöl ist der Kraftstoff für Kapitalwachstum.
Sie erklärt das „1950er-Syndrom“. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Ölverbrauch an während die Energiepreise sanken. Somit konnte man es sich leisten, viel Energie zu konsumieren. Die Werte der Menschen wurden mehr und mehr vom Konsum bestimmt. Dabei begann Technologie eine wesentliche Rolle zu spielen. Die fünfziger Jahre sahen somit eine Beschleunigung des Konsums und der Ressourcennutzung – die „große Beschleunigung“ (Great Acceleration).
Für Simone Gingrich ist das Problem einer Veränderung hin zu nachhaltigerer Energienutzung eine mehr soziale und kulturelle, als eine rein technische. Wir haben den Glauben an das unbegrenzte Wachstum auf einem begrenzten Planeten vor nur 100 Jahren angenommen, also vor gar nicht langer Zeit. Sie denkt, wir benötigen eine sozio-ökologische Veränderung. Es gab frühere Revolutionen, wie die neolithische und die industrielle Revolution. Die heutige Herausforderung ist, eine Veränderung hin zu einer geringeren und nachhaltigeren Ressourcennutzung.
Soziale Ökologie I Nachhaltigkeit I Ressourcen I Wirtschaft I Umwelt I
sozial I kulturell I Wachstum