Workshop XX, Janet Stewart, 2. März 2021
Professor Janet Stewart hat einen akademischen Bildungshintergrund in Visual Culture Studies und Deutsch und ist derzeit als Executive Deander Fakultät für Geisteswissenschaften an der Universität von Durham, Großbritannien tätig. Sie war zuvor an der Universität von Aberdeen beschäftigt und forscht seit vielen Jahren an der Verbindung von Moderne zwischen visueller Kultur und Erdöl. Sie organisierte 2018 die dritte internationale Petrocultures Konferenz und ist derzeit am internationalen Forschungsprojekt Climaginaries beteiligt.
In Janet Stewarts Forschung zur Beziehung zwischen Museen und Globalisierung, die in Aberdeen von der Ölindustrie geprägt ist, untersucht sie, wie Sichtweisen von der fossilen Brennstoffindustrie geprägt sind. In ihrer bevorstehenden Veröffentlichung Curating Europe’s Oil erforscht sie, wie unsere Ölgeschichte kuratiert und in Museen wie dem Wiener Technischen Museum, dem Norwegischen Erdölmuseum und dem Aberdeen Maritime Museum präsentiert wird. Die Ausstellungen in den drei Museen haben ihre vertikale Raumverteilung oder ein Gefühl der Vertikalität gemeinsam und sind nach der Logik der Geologie organisiert.
Diese besondere Sichtweise, das extraktive Sehen, ist mit fossilen Brennstoffen verbunden und bildet die Visualität der Petrosubjektivität. Das extrative Sehen, wie es die Schnittdarstellung veranschaulicht, wurde seit dem 19. Jahrhundert zunehmend abstrakt und homogen. Die Standardisierung dieser Darstellungen, so der britische Geologe und Historiker Martin J.S. Rudwick, fand im Rahmen der Ingenieurpraxis statt. Extraktives Sehen ist hier nicht nur eine Art zu Sehen, sondern auch eine kausale Interpretation zu entwickeln. Janet Stewart zeichnet anhand der Werke von Kevin Hamilton und Ned O’Gorman nach, wie diese visuelle Sprache durch Übung erlernt wird. Diese Sichtweise – vertikal, durchdringend, volumetrisch und subtraktiv – ist mit bestimmten Affekten verbunden, die ihr ihren wesentlichen kulturellen Einfluss verleihen.
Gibt es eine andere, nicht extraktive Sichtweise? Wir müssen die Konstruktion der extraktiven Sichtweise und ihre Entwicklung demonstrieren. Darüber hinaus schlägt Janet Stewart vor, dass das extraktive Sehen auch die Keime eines anderen Sehens enthalten könnte. Wir können dieses Potenzial erkennen, wenn Dinge sich bewegen und nicht mehr kontrollierbar sind, wie vielleicht in einem Bild der Kohlefelder von Durham 1983 oder im Film White Oil (2005) von Mahmoud Rahmani an einem ehemaligen Standort der Ölindustrie im Iran.
Narrativ I Technisches Museum Wien I Norwegisches Erdölmuseum I Aberdeen Maritime Museum I Geologie I extraktives Sehen I Petrosubjektivität I Affekte